
Kein TikTok unter 16?
Warum der Ruf nach Altersgrenzen für soziale Medien lauter wird
In Deutschland regelt das Jugendschutzgesetz seit Langem den Zugang zu Alkohol, Glücksspiel und bestimmten Filmen. Doch Plattformen, auf denen Kinder heute täglich Stunden verbringen, fallen bislang durch das Raster. Dabei zeigen Studien zunehmend, was Eltern, Lehrkräfte und Psycholog:innen längst beobachten: Der Einfluss sozialer Medien auf die mentale Gesundheit Heranwachsender ist erheblich – und nicht selten negativ.
Zwischen Selbstinszenierung und Suchtspirale
Die Kritik an Plattformen wie TikTok oder Instagram ist nicht neu. Doch was sich verändert hat, ist die Intensität der Nutzung und ihre Folgen. Bereits Grundschüler:innen berichten von Schlafproblemen, Druck durch Likes oder Bodyshaming. Die Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Stracke nennt es ein “Suchtpotenzial auf dem Pausenhof”.
Die Forderung: Plattformen sollen wie bei Alkohol oder Glücksspiel eine Altersverifikation einführen – effektiv und verpflichtend. Ähnliche Gesetze wurden in Frankreich, Dänemark und Australien bereits angestoßen. In Frankreich etwa dürfen sich Jugendliche seit 2024 nur mit elterlicher Zustimmung bei sozialen Netzwerken anmelden. In Dänemark ist ein Verbot für unter 13-Jährige in Arbeit.
Ein digitaler Schutzraum – oder digitale Überregulierung?
Kritiker:innen warnen vor digitaler Bevormundung und technischen Hürden, die Datenschutz und Medienfreiheit gefährden könnten. Andere argumentieren, dass Eltern und Schulen stärker in die Medienerziehung eingebunden werden müssten – statt allein auf Gesetze zu hoffen.
Doch in der Realität sind viele Eltern längst überfordert mit der digitalen Welt ihrer Kinder. Algorithmen sind ihnen ebenso fremd wie TikTok-Trends. Und Jugendliche? Weichen oft auf Zweitgeräte, Fake-Accounts oder Plattformen aus, die jenseits der elterlichen Kontrolle liegen.
Fazit: Ein Anfang – aber kein Allheilmittel
Ein Mindestalter für Social-Media-Plattformen wäre ein Signal: Die digitale Welt braucht Regeln, auch zum Schutz der Jüngsten. Doch allein mit Gesetzen ist es nicht getan. Es braucht politische Wachsamkeit, technologische Verantwortung – und eine gesamtgesellschaftliche Debatte darüber, wie wir mit der Faszination und den Fallstricken der digitalen Welt umgehen.